Von Exchange 2019 zu Exchange SE oder Exchange Online – Optionen und Migrationspfade
Mit dem Ende des erweiterten Supports für Exchange Server 2019 im Oktober 2025 stehen Unternehmen vor der Entscheidung, wie sie ihre E-Mail-Infrastruktur zukunftssicher gestalten. Microsoft bietet dafür zwei realistische Optionen: den Umstieg auf die Exchange Server Subscription Edition (SE) oder die Migration in die Cloud mit Exchange Online. Beide Wege haben spezifische Vor- und Nachteile, die bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden sollten.
Option 1: Exchange Server Subscription Edition (SE)
Exchange SE ist die neue On-Premises-Variante, die Microsoft seit Juli 2025 bereitstellt. Anders als frühere Versionen wird sie im Rahmen eines Abomodells betrieben. Das bedeutet:
- Keine festen End-of-Life-Termine mehr, sondern kontinuierliche Sicherheits- und Funktionsupdates im Modern Lifecycle.
- Datenhoheit bleibt vollständig im Unternehmen.
- Mehrere Postfächer pro Benutzer können ohne zusätzliche Lizenzkosten betrieben werden.
Nachteilig ist, dass der Betrieb, die Wartung und die Sicherung weiterhin in der Verantwortung des Unternehmens (bzw. des betreuenden IT-Dienstleisters) bleiben.
Option 2: Exchange Online (Microsoft 365)
Exchange Online ist Bestandteil von Microsoft 365 und wird vollständig von Microsoft betrieben. Damit entfallen Investitionen in Serverhardware und große Teile des Wartungsaufwands. Typische Vorteile:
- Planbare Kosten pro Benutzer durch nutzerbasierte Lizenzierung.
- Reduzierter Wartungsaufwand, da Updates und Patches automatisch erfolgen.
- Höhere Ausfallsicherheit, da Microsoft den Betrieb in hochverfügbaren Rechenzentren sicherstellt.
Nachteilig sind die Abhängigkeit von einer stabilen Internetanbindung sowie die Speicherung der Daten in der Cloud.
Entscheidungskriterien im Überblick
- Kostenstruktur: Unternehmen mit weniger als 50 Benutzern profitieren oft von der Einfachheit und Kalkulierbarkeit von Exchange Online.
- Compliance und Datenhoheit: Unternehmen mit strengen Vorgaben oder Integrationen behalten mit Exchange SE mehr Kontrolle.
- Administrationsaufwand: Exchange Online reduziert interne Wartung erheblich.
- Flexibilität: Cloud-Lösungen lassen sich leichter skalieren, On-Premise bietet mehr Unabhängigkeit von Microsoft.
Migrations-Checkliste
Unabhängig davon, ob die Entscheidung auf Exchange SE oder Exchange Online fällt, ist ein strukturierter Migrationsprozess erforderlich. Folgende Punkte sollten berücksichtigt werden:
Allgemeine Vorbereitung
- Bestandsaufnahme: Anzahl Postfächer, Shared Mailboxes, Verteilergruppen, öffentliche Ordner.
- Abhängigkeiten prüfen: Drittanwendungen, Fax- oder ERP-Integrationen, SMTP-Relays.
- Sicherheitskonzept: Einsatz von E-Mail-Security-Lösungen (z. B. Securepoint oder Sophos) für Spam- und Malware-Schutz.
- Backup-Strategie: Sicherstellung von Datensicherung und Wiederherstellbarkeit.
Migration zu Exchange SE
- Prüfen des CU-Standes: Für ein In-Place-Upgrade ist mindestens Exchange 2019 CU14 oder CU15 erforderlich.
- Testumgebung aufbauen: Validierung des Upgrades auf Exchange SE in einer Laborumgebung.
- Upgrade planen: Zeitfenster, Fallback-Strategie und Kommunikation mit Anwendern.
- Rollout und Validierung: Funktionstest von OWA, Outlook, mobilen Geräten, Freigaben.
Migration zu Exchange Online
- Tenant einrichten: Microsoft 365 Tenant erstellen und lizenzieren.
- Identitäten vorbereiten: Azure AD Connect oder Entra ID Cloud Sync einrichten.
- Migrationstyp wählen: Cutover, Staged oder Hybrid (abhängig von Größe und Anforderungen).
- Pilotmigration durchführen: Testlauf mit einer ausgewählten Benutzergruppe.
- Schrittweise Migration: Postfächer in Batches übertragen, Monitoring einplanen.
- Abschlussarbeiten: MX-Records, Autodiscover, SPF/DKIM/DMARC anpassen, Alt-Server außer Betrieb nehmen.
Fazit
Der Umstieg von Exchange 2019 ist unvermeidlich. Unternehmen müssen sich zwischen On-Premises mit Exchange SE und Cloud mit Exchange Online entscheiden. Während Exchange Online insbesondere bei kleinen und mittelständischen Organisationen Kosten- und Wartungsvorteile bietet, überzeugt Exchange SE durch Datensouveränität und Flexibilität bei Postfächern. Mit einer sorgfältig geplanten Migration lassen sich beide Wege ohne nennenswerte Betriebsunterbrechungen realisieren.
